Wie viel muss Deutschland sparen und wo stehen wir?

Wie viel muss Deutschland sparen und wo stehen wir?

Deutschland hat sich besonders ambitionierte Ziele gesetzt. Gas spielt in der Energieversorgung Deutschlands eine unvergleichlich hohe Rolle. Ein Viertel der Primärenergieversorgung wird durch Erdgas abgedeckt. Jede zweite Wohnung bzw. Wohneinheit in Deutschland wird mit Erdgas beheizt.

Doch Russland hat die Erdgaslieferungen in Reaktion auf die Sanktionen aus dem Westen aufgrund des völkerrechtswidrigen Einmarsches in die Ukraine immer weiter reduziert und im September 2022 vollständig eingestellt. 

Wie hoch sind die Sparziele?

Mitte Juli 2022 stellte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen Plan zur Überbrückung des Winters vor: 15 Prozent des bisherigen Verbrauchs – das entspricht 45 Milliarden Kubikmeter Erdgas – müssten in Europa eingespart werden, um den Winter gut zu überbrücken. Zum Vergleich: Das ist in etwa knapp die Hälfte des Gesamtverbrauchs von Deutschland im Jahr 2021.
Doch es geht weit über den Privatgebrauch hinaus. Der macht nämlich noch nicht einmal ein Drittel der Gesamtverwendung von Erdgas in Deutschland aus. Das Gros geht mit 37,8 Prozent an die Industrie.

Die EU-Mitgliedstaaten haben sich – mit der Ausnahme von Ungarn – dem europäischen 15-Prozent-Sparziel angeschlossen. Deutschland, bis Anfang des Jahres noch größter Importeur russischen Gases, will noch einen Schritt weitergehen und bis zu 20 Prozent einsparen.

Ist ein Trend zum Sparen erkennbar?

Im November ging – bereinigt um Temperatureffekte – der Gasverbrauch um 25,0 Prozent zurück gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Gründe dafür sind neben der außergewöhnlich milden Witterung bis weit in den November hinein auch die konjunkturelle Abkühlung sowie Einsparungen aufgrund der hohen Preise und geändertem Verbrauchsverhalten.

Nachdem Mitte November die Gasspeicher zu 100 Prozent befüllt waren, erfolgten Ende November mit sinkenden Temperaturen die ersten Ausspeicherungen, sodass der Füllstand am 30. November bei 98,0 Prozent lag. Verglichen mit den Füllständen der Vorjahre lag der Wert damit mit Ausnahme des Jahres 2019 teilweise deutlich über den Werten der vergangenen zehn Jahre. Aktuell zum 17. Dezember 2022 liegt der Füllstand der deutschen Gasspeicher bei 88,0 Prozent.

Insgesamt wurden 2022 bis einschließlich November mit 749,4 Mrd. kWh 15,9 Prozent weniger Erdgas verbraucht als im Vorjahreszeitraum. Nach vorläufigen Berechnungen werden im Gesamtjahr 2022 rund 866 Mrd. kWh Erdgas verbraucht, das sind 14,8 Prozent weniger als 2021 und der niedrigste Erdgasverbrauch seit 2014.

Auch beim Stromverbrauch hat sich etwas getan: Neun Prozent weniger Strom hat Deutschland im Oktober 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat verbraucht. Für das Gesamtjahr rechnet der BDEW mit einem Rückgang des Stromverbrauchs um gut zwei Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Gründe für den Rückgang des Stromverbrauchs im Oktober sind neben der ungewöhnlich warmen Witterung und krisenbedingten Einsparungen der Verbraucher auch Produktionsrückgänge in der Industrie.

Also: ein kleiner Hoffnungsschimmer, doch überwunden ist die Krise damit noch nicht. Die Devise lautet also weiter: Sparen, was geht.

Text: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.

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