Energie aus dem Meer zu gewinnen ist keine Utopie. Gezeitenkraftwerke nutzen den Wechsel zwischen Ebbe und Flut, um regenerative Energie zu gewinnen.
Meereswellen beinhalten eine große Menge Energie. Die Erdoberfläche ist zu etwa zwei Dritteln von Meeren bedeckt, die daher als regenerative Energiequelle mit außergewöhnlichem Potential gelten. Nach Schätzung der Internationalen Energieagentur kann aus den Meeresströmungen 800 Milliarden Kilowattstunden Strom gewonnen werden. Damit wäre der Energiebedarf von 250 Millionen Haushalten gedeckt.
Gezeitenkraftwerke sind eine spezielle Form des Wasserkraftwerks. Sie nutzen die Differenz aus Hoch- und Niedrigwasserstand der Gezeiten, dem sogenannten Tidenhub, für die Energiegewinnung. Die konventionelle Turbinentechnologie beschränkt allerdings den wirtschaftlichen Einsatz dieser Wasserkraftwerke auf einen Tidenhub von mindestens fünf Metern. Dadurch kamen bislang weltweit nur wenige Standorte in Betracht.
Neue Anlagen nutzen nicht mehr den Tidenhub, sondern die durch den Gezeitenwechsel hervorgerufene Strömungen im Meer. Eine Pilotanlage befindet sich in der Irischen See. Das Kraftwerk SeaGen kann für rund 1.500 Haushalte Strom erzeugen, das sind ca. 1,2 Megawatt Energie. 2014 soll eine noch größere Anlage vor Schottland in Betrieb gehen.
Als Standorte für diese Anlagen sind Meeresengen optimal, da hier die Strömungen durch die Gezeiten besonders stark sind. Unterwasserturbinen können durch Rotoren, deren Blätter gekippt werden können, die Strömungen optimal nutzen.
Die hohen Kosten von Gezeitenkraftanlagen im Vergleich zu Offshore-Windkraftanlagen werden durch die höhere Leistung ausgeglichen. Es lässt sich bei gleicher Kapazität der Anlage ungefähr die doppelte Menge an Energie erzielen. Ein weiterer Vorteil ist die besser planbare Menge an Energie. Die Gezeiten treten relativ genau und vorhersehbarer als Winde auf.